Sommersonne, heiße Tage und die Aussicht auf eine schöne, goldene Bräune … Klingt verlockend, oder? Doch mit diesem Vergnügen gehen auch Gefahren einher. Auf der Suche nach wirksamem Sonnenschutz greifen viele Menschen zu neuen Lösungen. Eine davon, die online viel beworben wird, ist die Verwendung von Beta-Carotin anstelle herkömmlicher UV-Filter. Ist das nur ein modischer Trend oder verbirgt sich dahinter ein gefährlicher Mythos, der unsere Haut gefährdet? Wir gehen der Sache auf der Grundlage der neuesten dermatologischen Erkenntnisse nach.
Was ist Beta-Carotin und wie wirkt es auf die Haut?
Beta-Carotin ist ein natürlicher Pflanzenfarbstoff, ein Provitamin des Vitamins A. Es ist in vielen orangefarbenen, gelben und grünen Gemüsesorten wie Karotten, Kürbis, Paprika und Spinat enthalten. Wenn wir Beta-Carotin zu uns nehmen, kann unser Körper es in aktives Vitamin A umwandeln, das für die Augengesundheit, das Immunsystem und die Hautfunktion unerlässlich ist.
Beta-Carotin hat mehrere wichtige Funktionen für die Haut:
- Sorgt für einen ebenmäßigeren Teint: Wenn sich Beta-Carotin in der Epidermis anreichert, verleiht es der Haut einen zarten, goldenen Farbton. Deshalb greifen viele Menschen vor dem Urlaub zu Beta-Carotin-Präparaten – in der Hoffnung auf eine schnellere und gleichmäßigere Bräune.
- Es wirkt als Antioxidans: Dies ist seine wichtigste Funktion im Zusammenhang mit der Sonne. UV-Strahlung erzeugt freie Radikale in der Haut, die Zellen schädigen, die Hautalterung beschleunigen und das Krebsrisiko erhöhen. Beta-Carotin ist ein starkes Antioxidans, das diese freien Radikale neutralisiert und so oxidativen Stress reduziert. Wissenschaftliche Studien bestätigen, dass die Einnahme von Beta-Carotin die Symptome sonnenbedingter Hautschäden, wie z. B. Sonnenausschlag, lindern kann.
UV-Filter – Ihre erste Verteidigungslinie
Demgegenüber stehen klassische UV-Filter, die die Grundlage jedes sinnvollen Sonnenschutzes bilden. Sie lassen sich in zwei Hauptkategorien unterteilen:
- Mineralische (physikalische) Filter: Diese wirken wie mikroskopische Schutzschilde. Sie enthalten typischerweise Zinkoxid und Titandioxid, die die Sonnenstrahlen reflektieren und streuen, bevor sie die Haut erreichen. Sie werden häufig für empfindliche Haut und Kinder empfohlen.
- Chemische (organische) Filter: Diese wirken als Absorber. Sie absorbieren UV-Strahlen und wandeln sie in unschädliche Wärme um. Dadurch wird verhindert, dass die Strahlung in die tieferen Hautschichten eindringt.
Sonnenschutzmittel sind mit einem Lichtschutzfaktor (LSF) gekennzeichnet. Dieser gibt an, wie viel länger Sie sich im Vergleich zu ungeschützter Haut sicher in der Sonne aufhalten können, bevor Ihre Haut verbrennt. Diese Produkte bieten sofortigen und direkten Schutz vor den schädlichen Sonnenstrahlen.
Beta-Carotin statt Sonnenschutz? Wir räumen mit den Missverständnissen auf!
Im Internet kursieren Gerüchte, dass Beta-Carotin UV-Filter ersetzen oder Sonnenschutzmittel ganz überflüssig machen kann. Dies ist eines der gefährlichsten Missverständnisse in Bezug auf die Hautsicherheit!
Warum ersetzt Beta-Carotin Sonnenschutzmittel nicht?
- Ein weiterer Wirkmechanismus: Sonnenschutzmittel bilden eine physikalische oder chemische Barriere, die UV-Strahlung auf der Hautoberfläche blockiert. Sie wirken „außerhalb der Norm“. Beta-Carotin wirkt „von innen nach außen“ und unterstützt die natürlichen Abwehrkräfte der Zellen gegen bereits eingetretene Schäden. Es ist wie der Unterschied zwischen einer Schutzmauer und einem Wundheilmittel – beides ist wichtig, erfüllt aber unterschiedliche Zwecke.
- Unzureichende Schutzwirkung: Obwohl Beta-Carotin die Sonnenempfindlichkeit der Haut und das Sonnenbrandrisiko verringern kann, beruht seine lichtschützende Wirkung auf einem sehr niedrigen Lichtschutzfaktor von schätzungsweise nur 2–5. Dieser reicht für einen umfassenden Sonnenschutz gegen die intensive Strahlung im Sommer völlig aus. Ein Lichtschutzfaktor von 50 schützt die Haut vor 98 % der UVB-Strahlung, während ein Lichtschutzfaktor von 2–5 nur wenige Prozent abdeckt.
- Gesundheitsrisiken: Sich ausschließlich auf Beta-Carotin als Sonnenschutz zu verlassen, birgt erhebliche UV-Gefahren. Dies erhöht das Risiko von Sonnenbrand, vorzeitiger Lichtalterung (Falten, Verfärbungen, Elastizitätsverlust) und, am schwerwiegendsten, das Risiko, an Hautkrebs, einschließlich Melanomen, zu erkranken, erheblich. Diese schwerwiegenden Folgen können sogar noch Jahre später auftreten. Dermatologen sind sich einig: Ohne ausreichenden äußeren Schutz ist Ihre Haut schutzlos.
Es als „Trend“ zu bezeichnen, ist daher irreführend. Dies ist ein gefährlicher Mythos, der schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben kann.
Wie können Sie Ihrer Haut umfassenden Sonnenschutz bieten?
Wirksamer Sonnenschutz erfordert die Kombination mehrerer Strategien. Es geht nicht um „Ersatz“, sondern um „Ergänzung“.
Sonnenschutz mit Lichtschutzfaktor – Ihr absolutes Must-have
Das ist unerlässlich. Wählen Sie Sonnenschutzmittel mit einem breiten Spektrum (UVA/UVB) und einem hohen Lichtschutzfaktor (mindestens 30, besser 50+).
Anwendung: Tragen Sie die Creme etwa 15–30 Minuten vor dem Sonnenbad großzügig auf alle exponierten Körperstellen auf. Denken Sie daran, die Creme regelmäßig alle 2–3 Stunden sowie nach dem Schwimmen, intensivem Sport oder dem Abtrocknen erneut aufzutragen. Dies ist für den Schutz Ihrer Haut unerlässlich.
Achten Sie auf schwer erreichbare Stellen: Ohren, Hals, Füße und Kopfhaut (bei schütterem Haar) – diese Bereiche werden oft vernachlässigt, sind aber dennoch der Sonne stark ausgesetzt.
Beta-Carotin und andere Antioxidantien als Unterstützung
Beta-Carotin-Präparate (oft in Kombination mit Vitamin E, Lycopin oder Lutein) können Ihre Strategie ergänzen.
- Wann beginnen? Beginnen Sie 2–4 Wochen vor einem geplanten, intensiven Sonnenbad (z. B. vor dem Urlaub) mit der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln und setzen Sie diese während des gesamten Bräunungsvorgangs fort.
- Was bringt Ihnen das? Sie stärken die inneren Abwehrkräfte Ihrer Haut, reduzieren das Risiko oxidativer Schäden und können zu einer schöneren, gleichmäßigeren Bräune beitragen.
Wichtiger Hinweis: Halten Sie sich immer an die empfohlene Dosierung. Hohe Dosen von Beta-Carotin, insbesondere bei Rauchern, können gesundheitliche Risiken bergen, z. B. ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko. Im Zweifelsfall wenden Sie sich immer an einen Arzt oder Apotheker.
Zusätzliche Regeln für eine sinnvolle Bräunung
- Vermeiden Sie Sonneneinstrahlung während der stärksten Sonnenstunden: Die stärksten Sonnenstrahlen erreichen uns zwischen 11:00 und 15:00 Uhr. Bleiben Sie in dieser Zeit am besten im Schatten oder vermeiden Sie direkte Sonneneinstrahlung.
- Tragen Sie schützende Kleidung: Breitkrempige Hüte, UV-blockierende Sonnenbrillen und atmungsaktive, langärmelige Kleidung sind einfache, aber wirksame Schutzmaßnahmen.
- Genügend trinken: Trinken Sie viel Wasser, um Dehydrierung zu vermeiden, die besonders bei heißem Wetter gefährlich ist.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Beta-Carotin ein wertvoller Nahrungsergänzungsmittel ist, das die Gesundheit der Haut und ihre natürlichen Abwehrkräfte unterstützt. Der Glaube, es könne UV-Filter ersetzen, ist jedoch ein weit verbreiteter Trend und leider ein gefährlicher Mythos. Denken Sie daran: Beim Sonnenschutz gibt es keine Abkürzungen. Entscheiden Sie sich für einen umfassenden Ansatz und kombinieren Sie die sorgfältige Verwendung von Sonnenschutzmitteln bei Bedarf mit Nahrungsergänzungsmitteln. Nur so können Sie die vollständige Sicherheit Ihrer Haut gewährleisten.
Paula Schiedel
